Globale Sackgassen

Die aktuelle, nicht nachhaltige, Lebensweise in den Industrieländern wird sich früher oder später ändern müssen, per Design oder per Desaster. Wir haben einen Lebensstil, der auf endliche Ressourcen angewiesen ist. Für unseren Lebensstil benötigen wir ein nie endendes Wachstum trotz endlicher Ressourcen. Wir werfen einen großen Teil der Lebensmittel weg. Wir füllen die Weltmeere mit Plastikmüll. Wir glauben jeden Winkel mit einer Funktechnik abdecken zu müssen, obwohl z.B. wiederholt DNA Brüche und andere schädigende Wirkungen nachgewiesen wurden…

Die Elektro(hyper)sensibilität ist nur eines von vielen Zeichen, das zeigt, dass wir zu viel gesundheitsschädlichen Einflüssen ausgesetzt sind. Die auch immer häufiger auftretende Chemikalien Sensibilität (MCS) ist ein weiteres solches Zeichen. Für alles mögliche gibt es Grenzwerte, die für sich isoliert betrachtet meistens sogar valide sind (Ausnahme Mobilfunk), aber die Summe der Belastung muss betrachtet werden (Chemikalien in der Kleidung/Verpackungen, Zusatzstoffe/Pestizidrückstände in der Nahrung, Amalgamfüllungen, etc.)

Probleme

Grundproblem: Abhängigkeit von endlichen Ressourcen bei gleichzeitigem Wachstumszwang

Die Wirtschaft ist von Wachstum abhängig – es muss immer mehr produziert und konsumiert werden, um den aktuellen Status zu halten. Unendliches Wachstum ist mit endlichen Ressourcen (u.a. Öl, Land) aber nicht möglich. Auch grünes (ökologisch nicht-schädliches) Wachstum durch Innovationen nicht möglich. Es  findet meistens nur eine Verlagerung statt (zeitlich, materiell, räumlich, technisch) (Quelle: Kapitel „Mythos Entkopplung – die Mär vom „grünen Wachstum“ in Buch „Befreiung vom Überfluss“ von Niko Paech)

Abhängigkeit von Erdöl

Wenn man das Zeitalter der fossilen Brennstoffe im größeren Geschichtlichen Kontext ansieht, dann wird deutlich wie besonders die Zeit ist, in der wir im Moment leben. Die ca. 200 Jahre des fossilen Zeitalters sind nur ein kurzer Puls, wenn man es als Diagramm darstellt:


(Quelle: Diagramm ursprünglich von Nate Hagens in Buch „Reality Blind“; angepasst: vereinfacht, übersetzt)

Peak Oil (Globales Ölfördermaximum) ist das zeitliche Maximum der weltweiten Förderrate von Rohöl.
Die Funde von neuen Ölvorkommen haben in den letzten Jahren konstant abgenommen. Der Ölverbrauch nimmt dagegen weiter zu. Irgendwann kann der Bedarf also nicht mehr gedeckt werden. Das Problem ist nicht das es kein Öl mehr geben wird, sondern dass es immer Energie-intensiver wird, an das restliche Öl zu kommen. Irgendwann überschreitet dann die notwendige Energiemenge der geförderten Energiemenge (Thema EROI – Energy return on investment – Wikipedia).

Öl wird aktuell für einen Großteil der Konsumgüter und den Lebensstil benötigt (Kunststoffe, Kraftstoff, Heizung, Transport, …). Wenn man außerdem bedenkt, dass etwa 90 % des Welthandels auf dem Seeweg erfolgt (Quelle), dann wird klar, dass ohne günstiges Erdöl der aktuelle Welthandel nicht vorstellbar ist. Bei den komplexen, globalen Lieferketten führt das zwangsweise irgendwann zu Preissteigerungen, oder bestimmte Transporte werden einfach nicht  mehr durchgeführt, weil sie nicht mehr wirtschaftlich sind.

Die Folge von knapper werdendem Öl sind allgemein Preissteigerungen (Inflation) und letztlich der Zusammenbruch der Industrieländer, d.h. das Ende des aktuellen Lebensstils. Es muss zwangsweise zu einer Vereinfachung des ganzen Systems kommen. Leider wird es dabei wohl zu Konflikten um die noch übrigen Ressourcen kommen. Deren Förderung wird (zumindest bei Öl)  wird nur durch immer größere Umweltschäden möglich sein (z.B. Fracking zur Förderung der verbleibenden Öl-Vorkommen (Quelle: umweltinstitut.org und umweltbundesamt.de).

Probleme mit geplantem Wechsel auf erneuerbare Energie

Rohstoffe sind begrenzt bzw. nicht ausreichend vorhanden

Um Erdöl vollständig ersetzen zu können, reicht es nicht aus, nur die Stromerzeugung auf erneuerbare Energien umzustellen. Der Großteil von Erdöl wird für den Transport und zum Heizen eingesetzt (zusammengerechnet 81%; s. Wikipedia). Für die Herstellung von Solarpanels/Windrädern etc. wird auch fossile Energie benötigt (Förderung der Rohstoffe benötigt Diesel, Erdarbeiten, Plastik, Transport, Fabriken).

Die notwendigen Rohstoffe sind begrenzt bzw. nicht ausreichend vorhanden! Simon Michaux hat dazu einen Bericht erstellt (Präsentation, Bericht). Selbst für der erste Generation der notwendigen Infrastruktur (Solarpanels, Windkrafträder etc.) reichen die Rohstoffe wie Kupfer und Lithium nicht aus. Selbst wenn die Vorräte vorhanden wären, würde es hunderte Jahre dauern, sie zu fördern. Auszug aus Zusammenfassung: „In conclusion, this report suggests that replacing the existing fossil fuel powered system (oil, gas, and coal), using renewable technologies, such as solar panels or wind turbines, will not be possible for the entire global human population. There is simply just not enough time, nor resources to do this by the current target set by the World’s most influential nations. What may be required, therefore, is a significant reduction of societal demand for all resources, of all kinds.“

Das Problem sind also nicht die Techniken wie Solar/Windkraft, sondern der Anspruch den aktuellen Lebensstil (Konsum, Mobilität, …) beibehalten zu wollen. Falls wirklich 100% erneuerbare Energie verwendet wird, dann mit einem anderen System, d.h. ohne Wachstumszwang, mit weniger Konsum und Mobilität, ohne Kunstdünger aus Haber-Bosch-Verfahren, etc.

Probleme mit Windkraft

Windkraft scheint auch nicht die beste Lösung zu sein, zumindest im größeren Stil als Ersatz für fossile Energie. Probleme:

  • Landschaftsbild
  • Lärm
  • Schlagschatten
  • Recycling nicht zu 100% möglich, Ressourcen nicht ausreichend um fossile Energie zu ersetzen (auch nicht im Zusammenspiel mit Photovolatik, siehe Rohstoff-Problematik oben)
  • Muss alle 20-30 Jahre erneuert werden (Quelle: enbw.com)
  • Es wird ein Puffer benötigt, für die Zeit in denen der Wind nicht stark genug ist (aktuell: Gas/Kohle)

  • (Beispiel Diemelsee)
    http://www.gegenwind-wetterau.de/gww983/index.php/emissionen/

Finanzsystem

Das aktuelle Finanzsystem ist ein Kartenhaus, das nur durch Vertrauen in das System aufrechterhalten wird (Fiatgeld). Seit 1971 – nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems sind Währungen nicht mehr an Gold gebunden. Schuldenkrisen werden versucht mit noch mehr Schulden zu bekämpfen, womit aber höchstens etwas Zeit gekauft werden kann.

Es gibt einen Unterschied zwischen Geld und Währungen. Fiat-Währungen basieren auf Vertrauen an die Kaufkraft. Echtes Geld ist: Handelbar, tragbar, lange haltbar, teilbar, auswechselbar, ein Wertspeicher über sehr lange Zeit. Bereits vor über 2600 Jahren wurden Gold und Silber Münzen verwendet. Mit diesem wirklichen Geld könnte man auch heute noch etwas kaufen. (Hidden Secrets Of Money Ep 5 – Mike Maloney)

Eurokrise: Der Euro hat grundlegende Konstruktionsfehler und ist zum Scheitern verurteilt. Mit dem Euro haben einzelne Länder nicht mehr die Möglichkeit die eigene Währung abzuwerten um wieder konkurrenzfähig zu werden. Nicht nur die Finnen bewerten den Euro als historischen Irrtum (welt.de)

Empfehlenswerte Dokus:

  • „When Money Is Corrupted – Hidden Secrets Of Money Ep 5“ – Mike Maloney (Youtube Video mit deutschen Untertiteln)
  • „Let’s make money“ DVD

Ernährung

Massentierhaltung

Der hohe Fleischkonsum kann nur mit widernatürlicher Massentierhaltung abgedeckt werden.
Empfehlung: Doku „Unser täglich Brot“  („Vegetarier in 92 Minuten“ lautet die treffende Überschrift einer der Amazon Rezensionen).

Antibiotika-Resistenz beim Menschen: Die industrielle Fleischproduktion kommt ohne Antibiotika nicht mehr aus. Die Folge: multiresistente Keime, die auch den Menschen bedrohen. (Quelle: geo.de)

Grundwasser-Verschmutzung durch Massentierhaltung (Quelle: umweltinstitut.org)

(Bild-Quelle: Wikipedia)

Die Europäische Union importiert mehr als 70% der Eiweißpflanzen für ihr Tierfutter, vor allem Sojabohnen und Sojaschrot aus Brasilien, Argentinien, Paraguay und den USA. […] Für den Anbau werden Urwälder abgeholzt und riesige Weidegebiete in Äcker verwandelt. (Quelle: weltagrarbericht.de) In jedem Kilo Rindfleisch stecken beispielsweise 6,5 Kilogramm Getreide, 36 Kilogramm Rauhfutter und 155 Liter Wasser – plus 15.300 Liter Wasser, die für die Produktion des Futters benötigt wurden. (Quelle: nabu.de)

Biosprit (E10, Biodiesel) sind – wenn überhaupt – nur im kleinen, begrenzten Rahmen sinnvoll. Letztendlich werden hier Lebensmitteln (Mais) verbrannt.  Für den großflächigen Anbau von Raps oder Mais wird Regenwald gerodet und Land benutzt, das sonst für den Anbau von Lebensmitteln verwendet wurde.  (spiegel.de)

Industrielle Landwirtschaft

Insektensterben: Teilweise 80% Rückgang in Teilen Deutschlands (Quelle: https://www.nabu.de/news/2016/01/20033.html)
Artensterben:  Die industrielle Landwirtschaft ist der wichtigste Faktor für das Artensterben in Europa und weltweit. (Quelle: umweltinstitut.org)
Biodiversität: Rückgang der biologischen Vielfalt um 58 Prozent zwischen 1970 und 2012 (Living Planet Report 2016)
Bienensterben: Früher kamen rund 90% der Bienenvölker gut durch die kalte Jahreszeit. Seit 2011 starben jedes Jahr fast 30% der Völker im Winter. (Quelle: umweltinstitut.org)

Durch Unkraut/Schädlingsbekämpfungsmittel werden auch nützliche Tiere abgetötet, die für den Boden und die Pflanzen wichtig sind. Kunstdünger wird eingesetzt.
Durch die konventionelle Landwirtschaft gibt es Pestizidrückstände in Lebensmitteln: www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de

Resistenzen durch Gentechnik (Superweeds): Weil US-Farmer flächendeckend Pestizide versprühen, überwuchern nun resistente Schadpflanzen die Felder. (spiegel.de)

Bodenerosion: Große Mengen an Humus gehen jedes Jahr verloren. Es werden zwar pro Hektar ca. 0,3–1,4 t Boden natürlich neu gebildet, aber es gehen gleichzeitig durch Erosion im Schnitt 1,4 und 3,2 t verloren (landwirtschaft.de).

Energie: Industrielle Landwirtschaft ist abhängig von fossiler Energie (Diesel für Maschinen, Gas für Kunstdünger)

Maisanbau: In Deutschland ca. 20% der gesamten Anbaufläche (Quelle). Nur ein kleiner Teil wird als Lebensmittel verwendet, der Großteil wird als Futter und für Biogasanlagen verwendet. (Quelle: Wikipedia)

Alltagsgifte

Quecksilber in Amalgam-Füllungen:

Amalgam-Füllungen sind in Norwegen (2008), Schweden (2009) und Dänemark verboten. Quecksilber gehört zu den für den Menschen schädlichsten Schwermetallen und muss als Sondermüll behandelt werden. Der Europarat forderte 2011 ein Verbot: „Amalgam ist die wichtigste Quelle der Quecksilberbelastung in den entwickelten Ländern und schädigt u.a. den Embryo, den Fötus (durch die Plazenta) und Kinder (beim Stillen). Die Belastung durch Quecksilber kann die Gesundheit von Patienten und zahnärztlichem Personal gravierend beeinträchtigen…[]…zwischen 60 und 90 Tonnen Quecksilber werden jährlich aus den Zahnarztpraxen freigesetzt und kontaminieren Europas Atmosphäre, Oberflächenwasser und Erdreich.“ (quelle)

Ab Juli 2018 dürfen Zahnärzte Amalgam nur noch in Ausnahmefällen bei Schwangeren und Kindern einsetzen. pharmazeutische-zeitung.de

Video „Wie Quecksilber Nervenzellen im Gehirn schädigt“ Youtube

Umweltgifte: Giftige Chemikalien in Kleidung (z.B. aus China/Indien) kommen zum Großteil ungeprüft in die deutschen Läden
(Quelle: Doku „Das Gift kommt zurück“: Youtube)

Plastik

Der Großteil aus Gelben Säcken wird verbrannt: Nur ca. 5% wird wirklich wiederverwendet; 40% Downcycling; der Rest wird verbrannt (Plastik – Die Recycling-Lüge | Dokumentarfilm | NDR Doku)

Die Weltmeere sind voller Plastik (Plankton / Plastik Verhältnis bis zu 60:1) – (Quelle: Doku „Plastik Planet“ 41:00). Siehe auch Wikipedia-Artikel

„Von 136 maritimen Arten ist bekannt, dass sie sich regelmäßig in Müllteilen verstricken und strangulieren“ (Umweltbundesamt Zitat in Artikel von badische-zeitung.de)

(Bild-Quelle: Wikipedia)

Bis zu 450 Jahre benötigen eine Kunststoffflasche oder eine Wegwerfwindel, bis sie sich zersetzt haben. (umweltbundesamt.de)

BPA (Bisphenol A) in Plastikflaschen, Babyflaschen (inzwischen verboten) usw. wird freigesetzt (Quelle. Doku „Plastik Planet“ 53:00)

Bioplastik: „biobasierte Kunststoffe bringen neue Probleme mit sich. Der Anbau der „Plastikrohstoffe“ wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrohr wirkt sich negativ auf die Umwelt aus. Denn auch hierfür wird Erdöl benötigt, zum Beispiel für die Herstellung von Diesel und Düngemitteln. …] (Quelle: umweltbundesamt.de)

Ressourcenverschwendung

Weniger als 10 % der Ressourcen werden weltweit recycelt (7,2% in 2023 Bericht: circle-economy.com). Bei den Metallen der Seltenen Erden sind es sogar weniger als 1 % (UN environment programme). Wir bräuchten fünf Planeten wie die Erde, wenn alle Menschen so leben würden wie die US-Amerikaner heute (2014). In Deutschland ist der ökologische Fußabdruck mehr als doppelt so groß wie die weltweit durchschnittlich verfügbare Biokapazität. (Quelle: Wikipedia / footprintnetwork.org).

Nahrungsmittel werden vom anderen Ende der Erde transportiert. In Deutschland landen 40% der Lebensmittel in der Mülltonne – Spiegel Artikel). Es gibt Geländewagen für die Stadt (SUVs) – Wieso müssen Autos immer größer und schwerer werden?

Elektrosmog

Elektrosmog: Es gibt immer mehr Hochfrequenz-Strahlenquellen, denen man sich nicht entziehen kann: Sendemasten für Handynetz/TETRA Behören-Funk/Digitales Fernsehen, Smart Meter (Strom-/Wasserzähler), WLAN in Städten/Zügen/Schulen/Bibliotheken, Auto-Vernetzung, Vernetzte Autos/Infrastruktur(Ampeln), Antennen in Straßenlaternen, IoT (Internet der Dinge), …

Hintergründe zum Mobilfunk – dem größten Feldversuch der Geschichte – mit Studien und Auswirkungen sind hier zusammengefasst.

Soziale Medien spalten und radikalisieren

Wie die Wistleblowerin Frances Haugen – eine ehemalige Facebook-Mitarbeiterin – gezeigt hat, sind die Algorithmen (d.h. programmierte Abläufe) bei Facebook/Instagram so entwickelt worden, das der Nutzer möglichst viel Zeit auf der Plattform verbringt. Mehr Zeit bedeutet mehr Werbeeinnahmen. Facebook ist sich dabei der Probleme bewusst, wie interne Studien gezeigt haben (s. Veröffentlichungen Frances Haugen). Da Menschen eher auf Wut/Ärger/Spaltende Inhalte reagieren, sind das auch die Inhalte, die bevorzugt vorgeschlagen werden. Facebook möchte den Gewinn maximieren und überlässt dem Algorithmus die Arbeit. Es gibt also ein grundlegendes Problem mit Plattformen wie Facebook – bei Twitter, TikTok etc. besteht das gleiche Problem. Soziale Netzwerke sollten zusammenbringen, nicht die Gesellschaft spalten und radikalisieren. (Interview Frances Haugen: Youtube, tagesschau.de Artikel)

Fazit: Aktueller Lebensstil nicht haltbar

Aus den aufgelisteten Punkten kann man schließen, dass der aktuelle Lebensstil früher oder später nicht mehr möglich sein wird. Vor allem wegen der Abhängigkeit von knapper werdender fossiler Energie und weil die Rohstoffe für einen Wechsel auf erneuerbare Energien nicht ausreichen. Eine freiwillige Einschränkung des Konsums und der Mobilität scheint aussichtslos. Kein Politiker würde gewählt werden, wenn er derartiges vorschlagen würde. Da es sich aber um physikalische Grenzen handelt, ist es nicht möglich, einfach eine andere Partei zu wählen, die den Status Quo beibehalten möchte. Es geht grundsätzlich darum, innerhalb der Grenzen zu leben, die der Planet Erde vorgibt.

Die Veränderungen werden durch steigende Preise sichtbar werden (besonders Lebensmittel-, Transport- und Heizkosten). Generell kann man sagen, dass die Komplexität der Gesellschaft abnehmen wird, so wie die verfügbare Energie abnimmt. Mehr Komplexität benötigt mehr Energie (siehe dazu Joseph Tainter – Collapse of Complex Societies / Vortrag). Im folgenden Abschnitt geht es um mögliche Antworten zu den Hauptbereichen Lebensmittel, Konsum, Unterkunft und Heizen.

Zukunftsfähiges Leben im Einklang mit der Natur

Perspektive

Für die angesprochenen Probleme gibt es keine einfachen Lösungen. Da es um eine Änderung des Lebensstils geht, ist es sinnvoll sich jetzt schon darauf einzustellen. Durch weniger Konsum muss nicht zwangsweise auch die Lebensqualität schlechter werden (s. eigener Blog Artikel zum Thema Minimalismus und Autarkie). Außerdem ist es immer gut sich darüber Gedanken zu machen, was die alltäglichen Entscheidungen bewirken (z.B. welche Nahrungsmittel man kauft).

Eine andere Definition/Vorstellung von „Erfolg“ und „Wohlstand“ ist notwendig – Nicht mehr über den Besitz („welches Auto fahre ich?“ / „wie viel Geld habe ich?“). Auf die Wirtschaft bezogen, kann nicht mehr das Wirtschaftswachstum als Kriterium für Erfolg herhalten, wegen den erwähnten Wachstumsgrenzen. Für die Bestimmung des Wirtschaftswachstums wird außerdem aktuell der BIP-Wert (Bruttoinlandsprodukt, englisch: GDP) herangezogen, das heißt die Summe aller produzierten Waren und Dienstleistungen (BMWK). In dem Wert sind jedoch auch die Kosten aufgrund von Umweltkatastrophen enthalten. Die 80 Milliarden Euro als Folge von Umweltkatastrophen 2021 in Deutschland oder die Milliarden-Kosten als Folge der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko 2010 haben zu einem höheren BIP/GDP und somit zu mehr Wirtschaftswachswachstum geführt.

Lebensmittel

Die jetzige konventionelle Landwirtschaft hat (wie oben erwähnt) keine Zukunft, da Kunstdünger – und somit das Gas für das Haber-Bosch-Verfahren – benötigt wird und außerdem die Böden immer schlechter werden (und weitere Probleme – s. oben). Agroforst-Systeme könnten bestimmte Themen adressieren, d.h. weniger großer Flächen am Stück, sondern z.B. Grünstreifen (Thema Bodenerosion, Biodiversität). Es müssten aber auch noch die restlichen Dinge adressiert werden (z.B. Thema Kunstdünger).

Es sind deshalb nachhaltige Konzepte wie die Permakultur notwendig. Dort wird in Kreisläufen gedacht und u.a. eine Bodenverbesserung angestrebt. Für David Holmgren – einer der Permakultur-Mitbegründer – hatte das Thema Wachstumsgrenzen (Limits to Growth-Bericht von 1972) einen großen Einfluss (Interview, Interview 2). Mit Permakultur-Anbau könnte zwar theoretisch problemlos die Erdbevölkerung ernährt werden. Allerdings hat der aktuelle Lebensstil der Industrienationen keine Zukunft (s. Punkte oben), so dass eine Änderung der Lebensmittel-Versorgung alleine noch nicht ausreicht.

Permakultur Zusammenfassung: „Permakultur ist ein Konzept, das auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden nachhaltigen und naturnahen Kreisläufen zielt. Ursprünglich für die Landwirtschaft entwickelt, ist sie inzwischen ein Denkprinzip, das auch Bereiche wie Energieversorgung, Landschaftsplanung und die Gestaltung sozialer Infrastrukturen umfasst.“ (Permakultur Artikel bei Wikipedia)

Einige wichtige Prinzipien der Permakultur:

  • Vielfalt statt Monokultur
  • Kein Pflügen – der Boden wird mit Mulch locker gehalten
  • Kein Kunstdünger
  • Es wird mit der Natur gearbeitet, anstatt gegen sie anzukämpfen (Kooperation statt Konkurrenz)
  • Keine Pestizide, kein Kunstdünger
  • Der Boden wird mit jedem Jahr fruchtbarer (Nachhaltige Optimierung, anstelle kurzfristiger Gewinnmaximierung)
  • Geschlossene Kreisläufe: Es gibt keinen Müll, Abfälle werden z.B. wieder als Kompost verwendet. Nachhaltiges Wirtschaften mit bestehenden Ressourcen.
    Müll enthält viele nicht erneuerbare Ressourcen, die sonst weggeworfen werden.
  • Permakultur schließt auch Bereiche wie Energieversorgung ein

Positive Auswirkungen

  • Keine Massentierhaltung
  • Bodenaufbau statt Bodenerosion
  • Positive Auswirkung auf Insekten / Biodiversität
  • Kein Transport von Nahrungsmittel aus anderen Ländern. Durch regionale Versorgung fallen Transportwege weg.
  • Umwelt muss nicht weiter zerstört werden, um an die letzten Ressourcen zu kommen
  • Finanzkrise: Durch lokale Versorgung nicht abhängig von Finanzsystem (z.B. durch Lokalwährungen)
  • Positive Auswirkungen für EHS/MCS-Betroffene: Permakultur hat neben der Nachhaltigkeit auch positive Folgen für MCS / EHS Betroffene. Für MCS Betroffene und sonstige Allergiker relevant wegen Pestizid-Rückständen in Lebensmitteln etc.

Konsum von Lebensmittel

Wie schon erwähnt ist es sinnvoll jetzt schon bewusster einzukaufen. Ein Bio-Siegel sagt nichts darüber aus, welchen Weg die Lebensmittel zurückgelegt haben, welche Arbeitsbedingungen, wie viel Energieaufwand, welches Saatgut (Thema Hybrid-Sorten).

Besser regionale und saisonal Lebensmittel kaufen (Saisonkalender). Gründe dafür saisonal einzukaufen:

  • Geschmack: Der Volle Geschmack kann sich entfalten
  • Höherer Nährstoffgehalt
  • Schadstoffe: Weniger Pestizid-Rückstände (vor allem bei ökologischem Anbau)
  • Preis: Kaum Transportkosten, bei Freiland-Ware nur wenig Energie notwendig
  • Ökobilanz: Kürzere Transportwege. Beispiel Bananen: Werden mittels Kühlschiff in unreifem Zustand aus Südamerika nach Deutschland transportiert.

Lokale Erzeuger unterstützen (Hofladen in der Nähe, Abo-Kiste, Solidarische Landwirtschaft).

Mehr auf Fleisch verzichten (vor allem aus Massentierhaltung).

Konsum

Teilen statt kaufen: Miteinander Dinge teilen anstatt kaufen (Werkzeug, Auto, …)

Reparieren. Dinge bevorzugen, die repariert werden können

  • Repair-Café Idee: „Ein Repair-Café ein Veranstaltungsformat mit temporär eingerichteter Selbsthilfewerkstatt zur Reparatur defekter Alltags- und Gebrauchsgegenstände und kleinem Verpflegungsangebot, meist in Form von Kaffee und Kuchen.“ (Wikipedia)
  • http://www.einfaelle-statt-abfaelle.de/

Kunststoffe: Plastikverpackungen, Plastiktüten und Plastikflaschen vermeiden, Kunstfasern in Kleidung und anderen Textilien vermeiden (Fasern lösen sich beim Waschen, vor allem bei Fleece) – Quelle: nabu.de, Studie: umweltbundesamt.de

Handy: Handyfrei leben

Alternative Wohnkonzepte

Minihaus / Tiny House
„[…] Das Small House Movement propagiert das Downsizing, das Gesundschrumpfen, nicht nur zugunsten einer Kostenreduktion, sondern auch zugunsten eines nachhaltigen, umweltverträglichen Wohnens. Das angestrebte Small (oder Tiny) Living besteht im Bewohnen kleiner Häuser (typischerweise haben Minihäuser eine Wohnfläche von max. 50 m²), einer Vereinfachung der Lebensführung, Umweltbewusstsein, Selbstgenügsamkeit, gesunden Finanzplänen und sozialem Bewusstsein.
Der Beginn der Gegenbewegung zu „Bigger is better“ wird Sarah Susanka, einer in den USA lebenden aus England stammenden Architektin, zugeschrieben, die 1997 das Buch The Not So Big House – A Blueprint For the Way We Really Live veröffentlichte. […]“(Wikipedia, thetinylife.com (en))


(Wikipedia)

Erdhaus
„[…] Beim Erdhaus wirkt die Erde als Isolierschicht (zugleich als eine Art Verkleidung), die vor Kälte, Regen und Wind schützt. Die Erde bietet einen natürlichen Schutz vor negativen Umwelteinflüssen. […]“ (Wikipedia)

Strohballenhaus
„[…] Bei dieser Bauweise kommen überwiegend lokal oder regional verfügbare Ressourcen zum Einsatz (Holz, Stroh, Lehm, Schilf etc.). Verglichen mit herkömmlichen Bauweisen ist der Strohballenbau arbeitsintensiver, dafür aber kostensparender. […]“
(Wikipedia / Weitere Infos u. Videos: strohballenhaus.org)

(Ein mit Lehm verputzter Strohballenbau in Swalmen in den Niederlanden – Bild-Quelle: Wikipedia)

 

Heizen

Raketen-Ofen (englisch: Rocket Mass Heater): Ein Ofen mit sehr hohem Wirkungsgrad von über 90 %. Es kann auch „minderwertige“ Biomasse wie Äste, Baumschnitt verwendet werden. (Wikipedia)

Eigenes Brennholz: Wenn man ausreichend Fläche zur Verfügung hat ist ggf. auch eine Kurzumtriebs-Plantage eine Möglichkeit, selber Brennholz anzubauen, ohne einen eigenen Wald zu haben. In Frage kommen Pflanzen wie Haselnuss, Erle, Weide (u.a.). Es werden hier im Abstand von ca. 5-10 Jahren (je nach Art) die Triebe Boden-nah gekappt. Im Englischen wird dies „Coppicing“ genannt.

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Update 2023: Rechtschreibfehler korrigiert; Ergänzt: Öl-Verwendung für Welthandel; Problematik Ressourcenknappheit bzgl. Erneuerbaren Energien, Soziale Medien, Coppicing