Ärzte-Appelle

Freiburger Appell 2002
http://www.aerzte-und-mobilfunk.eu/aerzte-appelle/freiburger-appell-mobilfunk-gesundheit-praevention-therapie/

Bamberger Appell 2004
http://www.aerzte-und-mobilfunk.eu/aerzte-appelle/bamberger-appell-mobilfunk-praevention-therapie-gesundheit/

Internationaler Ärzte-Appell 2012
http://www.aerzte-und-mobilfunk.eu/aerzte-appelle/internationaler-aerzteappell-mobilfunk-praevention-therapie-gesundheit/

Internationaler Appell 2017 an die UN:
Url: https://emfscientist.org/index.php/emf-scientist-appeal
PDF: https://emfscientist.org/images/docs/transl/German.EMFscientist_Appell%202017.pdf

Deutscher Text aus PDF:

An: Herrn António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen
Herrn Dr. Tedros Adhanom, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation
Herrn Erik Solheim, geschäftsführender Direktor des UN Umweltprogramms
die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen

Internationaler Appell

Datum der letzten Fassung: August 2017

Wissenschaftler rufen zum Schutz vor nicht-ionisierenden elektromagnetischen Feldern auf
Wir sind Wissenschaftler, die sich mit der Untersuchung biologischer und gesundheitlicher Wirkungen nicht-ionisierender elektromagnetischer Felder (EMF) befassen. Basierend auf den von Experten begutachteten Publikationen sind wir im Hinblick auf die allgegenwärtige und stetig zunehmende Exposition gegenüber EMF, die von Elektroanlagen und Funkgeräten ausgehen, in großer Besorgnis. Diese bezieht sich – ist aber nicht begrenzt – auf Geräte, die wie Mobil- und Schnurlostelefone und ihre Basisstationen, WLAN, Rundfunk- und Fernsehantennen, intelligente Zähler („smart meter“) und Baby-Monitore hochfrequente Strahlen (RF-EMF) aussenden, betrifft aber auch elektrische Geräte und Infrastrukturen zur Bereitstellung von Elektrizität, bei denen extrem-niederfrequente elektromagnetische Felder (ELF-EMF) entstehen.

Wissenschaftliche Grundlage unserer gemeinsamen Sorge
Zahlreiche kürzlich erschienene wissenschaftliche Publikationen haben gezeigt, dass EMF lebende Organismen weit unterhalb der meisten international und national geltenden Grenzwerte schädigen.
Die Wirkungen umfassen ein erhöhtes Krebsrisiko, zellulären Stress, einen Anstieg gesundheitsschädlicher freier Radikale, genetische Schäden, Änderungen von Strukturen und Funktionen im Reproduktionssystem, Defizite beim Lernen und Erinnern, neurologische Störungen und negative Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden der Menschen. Die Schädigung reicht weit über die Menschheit hinaus, zumal die Hinweise für negative Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt zunehmen.

Diese Befunde rechtfertigen unseren Appell an die Vereinten Nationen (UN) und alle ihre Mitgliedstaaten, dass sie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ermutigen, bei der Entwicklung von EMFRichtlinien, die tatsächlich einen wirksamen Schutz gewähren, bei der Förderung von
Präventivmaßnahmen und bei der Aufklärung der Öffentlichkeit über die gesundheitlichen Risiken, besonders hinsichtlich der Risiken für Kinder und Schwangere, in effektiver Weise die Führung zu übernehmen. Sollte die WHO nicht handeln, versagte sie bei der Erfüllung ihres Auftrags als höchstrangige internationale Gesundheitsorganisation.

Unzulängliche internationale Richtlinien für nicht-ionisierende EMF
Die vielen Behörden, die für die Festlegung der Grenzwerte zuständig sind, haben ihren Auftrag verfehlt, geeignete Richtlinien zum Schutz der Bevölkerung und darunter vor allem der Kinder, die für EMF-Wirkungen besonders anfällig sind, zu erstellen. Die International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection (ICNIRP) veröffentlichte 1998 „Richtlinien für die Begrenzung der Exposition durch zeitlich veränderliche elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder (bis 300 GHz)“1. Diese Richtlinien werden von der WHO und zahlreichen Ländern weltweit anerkannt. Um eine internationale Harmonisierung der Grenzwerte zu erreichen, ruft die WHO alle Länder dazu auf, dass sie die ICNIRP-Richtlinien übernehmen. Im Jahr 2009 veröffentlichte die ICNIRP eine Stellungnahme, in der sie ihre Richtlinien von 1998 erneut bekräftigte.
Da in der wissenschaftlichen Literatur ihrer Meinung nach in der Zwischenzeit „keine Beweise für irgendwelche schädliche Wirkungen unterhalb der grundsätzlichen Begrenzung erbracht worden seien, sei eine umgehende Revision ihrer Richtlinien zur Begrenzung der Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern nicht erforderlich“.2 Die ICNIRP hält bis zum heutigen Tag an dieser Darstellung fest, obwohl die wissenschaftlichen Fakten zunehmend das Gegenteil belegen. Nach unserer Überzeugung sind die ICNIRP-Richtlinien schon deshalb nicht geeignet,
die Gesundheit der Menschen zu schützen, weil sie die Langzeit-Exposition und die Wirkung niedriger Intensitäten nicht berücksichtigen.

Die WHO schloss sich 2002 der Einstufung extrem-niederfrequenter elektromagnetischen Felder (ELF-EMF)und 2011 der Einstufung hochfrequenter elektromagnetischer Felder (RF-EMF)durch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) an. Diese Einstufung stellte fest, dass EMF möglicherweise beim Menschen Krebs verursacht (Gruppe 2B). Trotz der beiden IARC-Ergebnisse geht die WHO weiterhin davon aus, dass die vorliegenden Beweise nicht ausreichen, um eine quantitative Senkung der Grenzwerte zu rechtfertigen.

Da die Grenzwertfestlegung zur Verhinderung schädlicher gesundheitlicher Wirkungen kontrovers beurteilt wird, schlagen wir vor, dass die Vereinten Nationen sich in ihrem Umweltprogramm (UNEP) mit der Angelegenheit befassen und Mittel für einen unabhängigen interdisziplinären Ausschuss bereitstellen, welcher das Für und Wider von Alternativen zur derzeitigen Praxis erforscht und prüft, wie die Exposition der Menschen gegenüber RF- und ELF-Feldern substanziell verringert werden könnte. Die Beratungen dieses Ausschusses sollten transparent und unparteiisch durchgeführt werden.
Obwohl es wichtig erscheint, dass bei diesem Prozess auch die Industrie beteiligt ist, darf es ihr nicht gestattet werden, den Verlauf und die sich ergebenden Schlussfolgerungen in ihrem Sinne zu beeinflussen. Dieser Ausschuss sollte seine Erkenntnisse an die UN und die WHO weiterleiten, um die Weichen für vorbeugende Maßnahmen zu stellen.

Gemeinsam fordern wir auch, dass

  1. Kinder und Schwangere geschützt werden;
  2. Richtlinien und Ausführungsbestimmungen verstärkt werden;
  3. die Hersteller ermuntert werden, sicherere Technologien zu entwickeln;
  4. die Einrichtungen, die für Erzeugung, Weiterleitung, Verteilung und Überwachung der Elektrizität erforderlich sind, eine angemessene Stromqualität und geeignete elektrische Leitungsnetze bereitstellen,
    damit schädlicher Streustrom möglichst gering gehalten wird;
  5. die Öffentlichkeit über die möglichen gesundheitlichen Risiken elektromagnetischer Felder aufgeklärt und über Maßnahmen zur Verminderung der Schädlichkeit unterrichtet wird;
  6. medizinisches Fachpersonal über die biologischen Wirkungen elektromagnetischer Felder unterrichtet und für die Behandlung elektrosensibler Patienten ausgebildet wird;
  7. die Regierungen für Ausbildung und Forschung im Bereich elektromagnetischer Felder und Gesundheit Mittel bereitstellen, und zwar unabhängig von der Industrie und von der Forschung, die von der Industrie in Auftrag gegeben wird;
  8. die Medien finanzielle Verbindungen von Experten zur Industrie offenlegen, wenn sie deren
    Meinung zu Gesundheits- und Sicherheitsaspekten EMF-emittierender Technologien zitieren; und
  9. für Elektrosensible weiße Zonen (strahlungsfreie Gebiete) ausgewiesen werden.

http://www.icnirp.org/cms/upload/publications/ICNIRPemfgdlger.pdf
http://www.icnirp.org/cms/upload/publications/ICNIRPStatementEMF.pdf
3 http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol80/
4 http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol102/

Geplantes Datum der Einreichung: August 2017